Forschung

Das Forschen gehört neben dem Sammeln, Bewahren und Ausstellen/Vermitteln zu den traditionellen Kernaufgaben eines Museums. Zum Bereich Forschen zählen die Dokumentation und wissenschaftliche Erschließung der Sammlung. Näheres zu den Standards für Museen finden Sie auf der Website der ICOM Deutschland.

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Laufende Forschungsprojekte

  • „Mehr als ein Strohfeuer. Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Strohdächern in Südtirol“

    Über Jahrhunderte prägten strohgedeckte Wirtschaftsgebäude die Landschaftskultur Südtirols, insbesondere in den Regionen am Tschögglberg, am Ritten, im Sarn- und Eisacktal und im Schlerngebiet. Heute ist nur noch eine Handvoll dieser Bauten erhalten und stark vom Verfall bedroht.

    Das Projekt untersucht den historischen Bestand von Strohdächern in den Zeitabschnitten von 1930-1945, 1970-1985 sowie den aktuellen Bestand. Dabei soll unter anderem in Kooperation mit der Freien Universität Bozen eine KI-unterstützte Bildanalyse bei der Durchforstung von Fotodatenbanken behilflich sein. In weiterer Kooperation mit dem Forschungszentrum Laimburg werden alpine Roggen-Sorten hinsichtlich ihrer Eignung als Dachstroh untersucht. Ein Schwerpunkt des Projekts ist ebenfalls die Dokumentation der traditionellen Handwerkstechnik des Strohdachdeckens. Da der Stadel des Hofs Spatauf, welcher 1983/84 von Sarnthein in das Volkskundemuseum Dietenheim transloziert wurde, neu mit Stroh gedeckt werden muss, können diese Arbeitsschritte schriftlich, bildlich und filmisch dokumentiert werden. Somit soll nicht nur das Interesse an alten Handwerkstechniken geweckt, sondern auch ein praktischer Leitfaden für zukünftige Instandhaltung der Strohdächer geschaffen werden.

    Projektleiterin: Bianca Zerobin

    KooperationspartnerInnen: Thomas Bertagnolli (Kustos im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach); Karin Dalla Torre (Landeskonservatorin, Landesdenkmalamt Autonome Provinz Bozen-Südtirol); Oswald Lanz (Freie Universität Bozen); Egbert Pöttler (Chefkurator des Österreichischen Freilichtmuseums in Stübing); Manuel Pramsohler (Versuchszentrum Laimburg)

Abgeschlossene Forschungsprojekte

  • „Typisch Bruneck? Regionales Gebrauchsgeschirr des 18. bis 20. Jahrhunderts als Quelle für Alltag, Handel und Handwerk“

    Gegenstand des mehrjährigen Forschungsprojektes war das handwerklich hergestellte Keramikgeschirr in und um Bruneck aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Ausgehend von der Sammlung des Volkskundemuseums wurden weitere regionale Sammlungen gesichtet, dokumentiert und verglichen. Die Forschungsergebnisse wurden in einer Datenbank und in einem Katalog veröffentlicht und in der Sonderausstellung „Krapfenteller und Knödelschüssel. Hafnergeschirr aus dem Pustertal“ von 2017 bis 2018 im Museum präsentiert.

    Projektleiter: † Dr. Werner Endres, Regensburg; Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler, Innsbruck.

    Kooperationspartner: Privatsammler, Stadtmuseum Bozen, Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, Amt für Bodendenkmäler Bozen, Österreichisches Museum für Volkskunde Wien, Bayerisches Nationalmuseum München, Tiroler Volkskunstmuseum Innsbruck (Tiroler Landesmuseen- Betriebsgesellschaft m.b.H.), Museum Schloss Bruck Lienz.

  • Qualitative Bestandsaufnahme der Kopfbedeckungen aus der Sammlung des Volkskundemuseums

    Im Jahr 2020 wurde der Sammlungsbereich „Kopfbedeckungen“ überarbeitet. Ziel war es, durch eine qualitative und quantitative Bestandsaufnahme einen besseren Überblick über die Sammlung zu erhalten und die vorhandenen Informationen zu den einzelnen Objekten zu aktualisieren und zu ergänzen.

    Insgesamt befinden sich über 190 Hüte und Hauben aller Art in der Sammlung. Einen großen Teil bilden dabei Trachtenhüte und Strohhüte, aber auch besondere Stücke wie Taufkäppchen oder Zylinder mit den originalen Lederfutteralen gehören zum Bestand.

    Hut für Hut wurde begutachtet und es wurde eine schriftliche und fotografische Dokumentation jedes Objektes erstellt. Weiters wurden die Maße, die Materialien und der Erhaltungszustand festgehalten. Diese Daten wurden in einer Datenbank digitalisiert und sind für Interessierte in KIS recherchierbar.

    Für eine adäquate und übersichtliche Lagerung wurden die Hüte anschließend in säurefreien Kartonboxen verpackt.

  • Die Familie Ragginer

    Auf dem Hof Kleinkaneid in Lüsen bei Brixen betätigten sich zwei Generationen der Familie Ragginer als Bauerndoktoren: Johann und Sebastian. Maria, die Tochter von Sebastian, hütete den Nachlass ihrer Vorfahren sorgsam bis an ihr Lebensende. Nach ihrem Tod im Jahr 1975 gelangte ein großer Teil des Hausinventars ins Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde.

    Der medizinische Nachlass wurde in Folge von Roswitha Asche und Ernst-Detlef Schulze weitestgehend aufgearbeitet und 1996 veröffentlicht.

    In den Jahren 2013–2015 wurde im Volkskundemuseum der schriftliche Nachlass aufgearbeitet. Hunderte von Schriftstücken (18. bis 20. Jh.) aus dem Altbestand wurden neu in das Inventar aufgenommen, digitalisiert und transkribiert.

Sammlung

Das Volkskundemuseum sammelt seit seiner Gründung im Jahre 1976 Objekte aus dem volkskundlichen Kanon mit Tirol-Bezug, im Sinne einer ganzheitlichen Präsentation im Museum und um dem wissenschaftlichen Auftrag vom Sammeln, Dokumentieren, Bewahren und Ausstellen nachzukommen.

Als 1982 das Südtiroler Weinmuseum an das Volkskundemuseum angegliedert wurde, kam es zu einer Aufstockung der bisherigen Sammlung durch den Bestand des Weinmuseums.
Eine neuerliche Erweiterung erfuhr die Sammlung 1991 mit der Einrichtung der zweiten Außenstelle, dem Landesmuseum für Jagd und Fischerei auf Schloss Wolfsthurn.

Seit der Gründung im Jahre 1976 konnte das Volkskundemuseum über 65.000 Objekte sammeln, die teilweise online einsehbar sind: An der Erweiterung des Onlinekataloges wird laufend gearbeitet.

Zum Bestand des Museums gehören weiters zwei Fotosammlungen, die über die Online-Datenbank KiS zugänglich sind:

Sammlung Hugo Atzwanger
Sammlung Erika Groth-Schmachtenberger

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Bestandsgruppen und Schwerpunkte

Die Sammlung

... beinhaltet Gegenstände der Volkskunst und der Alltagskultur, ergologische Objekte, anlassbedingte und brauchgebundene Gegenstände;

... umfasst die Zeit der vorindustriellen Gesellschaft ab dem 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, mit einem Schwerpunkt für die Zeit zwischen 1850 und 1950;

... spiegelt die Interessen und Entwicklungen des Faches Volkskunde wider und kommt den Aufgaben eines Volkskunde- und Freilichtmuseums nach mit Objekten vorwiegend aus dem bäuerlichen Bereich und den Bestandsgruppen religiöse Volkskunde, Volksmedizin, Volkskunst, Kleidung und Textilien, Handwerk und Gerät, Möbel und Einrichtungsgegenstände, historische Fotografien, Archivalien, Weinbau, Jagd und Fischerei, Musikinstrumente.

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Bibliothek

Die Präsenzbibliothek des Museums umfasst Publikationen zu volkskundlichen, kulturgeschichtlichen und museumspädagogischen Themen. Interessierte können die Bestände auf Anfrage vor Ort nutzen.

Informationen unter der Telefonnummer (+39) 0474 255 100 oder unter der E-Mail-Adresse info_at_volkskundemuseum.it.

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